Schutz vor Sturzflut kaum möglich

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Pressemitteilung

Völliger Schutz vor Sturzflut kaum möglich – aber Vorsorge allemal Gegenseitige Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter

Vor dem Hintergrund der klimatischen Entwicklung mit der bereits nachgewiesenen Zunahme von Starkregen und weiterer negativer Prognosen haben urbane Sturzfluten auch in Ansbach ihre Spuren hinterlassen.
Ein Beispiel war das Starkregenereignis an Himmelfahrt am Kammerforster Hang. Hier regnete es binnen einer Stunde mehr als 40 mm. (ein ca. 20- bis 30-jährliches Ereignis). Die Auswirkungen solch kurzer Starkregen sind enorm gefährlich, denn es fehlen Vorwarnzeiten wie es beispielsweise an größeren Fließgewässern der Fall ist. Anders als bei den Überschwemmungsgebieten von Flüssen und Bächen, deren Ausdehnung ermittelt werden kann, ist der genaue Verlauf der wild abfließenden Sturzfluten nur schwer einzugrenzen. Und grundsätzlich kann jeder von einer Sturzflut betroffen sein.
Gegenseitige Schuldzuweisungen und Vorwürfe bringen hier gar nichts. Als im Jahr 1966, also vor über 50 Jahren, der Bebauungsplan für den Kammerforster Hang aufgestellt wurde, dachte landesweit noch niemand an die Bewirtschaftung der Außeneinzugsgebiete. Digitale Simulationsmodelle oder Risikoanalysen für urbane Sturzfluten waren damals nicht bekannt.
Wenig hilfreich und zu kurz gedacht ist auch die Forderung, die Ackerflächen auf den angrenzenden Hochflächen in Kammerforst zu bebauen. Der Bodenabtrag aus den Ackerflächen würde zwar reduziert, aber ersetzt werden durch weitere Flächenversiegelung und Abflussverschärfung. Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Aber auch ein paar Bäume oder ein Grünstreifen an der Hangkante würde allein ebenfalls nicht ausreichen, um die Wassermassen zu beherrschen.
Viele Anwesen haben immense Schäden erlitten. Die Beseitigung der Schäden ist noch lange nicht abgeschlossen
Währenddessen leben die Anwohner mit der stetigen Angst, dass sich so eine Sturzflut jederzeit wiederholen kann. Schnelle Hilfe wäre wünschenswert, sie ist aber kurzfristig nur in begrenztem Umfang möglich, denn einfache Lösungen sind hier nicht zielführend.

Wir fordern stattdessen ein Bündel gemeinsam abgestimmter Maßnahmen:
• Das wild abfließende Wasser folgt dem Gefälle und fließt ungebremst in die Ortslage. Dies erfordert erosionsmindernde Maßnahmen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen.
• Ziel ist es auch, das Wasser im Außenbereich zu halten oder zumindest zu erreichen, dass es schadlos durch die Ortslage läuft. Dies kann durch die Schaffung von Rückhalteräumen, Barrieren, Gräben oder Umleitungsmulden erreicht werden.
• Bei Starkregen kann das Wasser von der überlasteten Kanalisation nicht mehr aufgenommen und abgeleitet werden. Hier muss, soweit möglich, die Ableitungskapazität verbessert werden.
• Für die dennoch unvermeidlichen Überflutungen aus der Kanalisation sollten beispielsweise Notabflusswege über das Straßenprofil oder verfügbare Freiflächen zur Verfügung stehen.
• Nicht zuletzt sind mögliche Schäden auch durch bauliche Veränderungen am einzelnen Gebäude zu minimieren. Stichwort Objektschutz und Bauvorsorge.

Es gilt jetzt, nach vorne zu blicken und eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.
Als Rahmen ist die Entwicklung einer Gesamtstrategie notwendig, in diese sind eine Vielfalt von Maßnahmen zu integrieren. Denn gefährdete Ortslagen am Fuße von Hängen und Steillagen gibt es in Ansbach noch viele. All dies kostet viel Geld, auch dafür ist ein passendes Finanzierungsmodell zu erarbeiten.
Nicht nur die Stadt oder die AWEAN, auch alle betroffenen Bürger, Haus- und Grundstückseigentümer sowie Landwirte müssen im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren Beitrag zur Gefahrenabwehr leisten. Natürlich sind hier ganz besonders auch Bund und Freistaat Bayern gefordert.
Die Sturzfluten können bei extremen Niederschlägen, wie sie klimabedingt künftig wohl häufiger auftreten, kaum verhindert werden – wohl aber das Schadenspotential. Dieses könnte gerade in den Ortslagen deutlich reduziert werden.

Ansbach, den 24.Mai 2018
Werner Forstmeier, im Namen der ÖDP-Stadträte